
Internet in Nahost und Südasien gestört – Microsoft bestätigt Latenzsprünge
Am Wochenende kam es in Teilen des Nahen Ostens und Südasien zu spürbaren Störungen der Internetverbindungen. Auslöser sind mehrere zeitgleiche Beschädigungen an Unterseekabeln im Roten Meer, die wesentliche Datenströme zwischen Asien, dem Nahen Osten und Europa tragen. Microsoft bestätigte am Samstag und Sonntag, dass der Netzwerkverkehr über die Region erhöhte Latenzen aufweist; Verbindungen, die die Region nicht durchqueren, seien nicht betroffen. Internetmonitoren wie NetBlocks meldeten breitflächige Degradierungen, während Medienberichte die Lage mit Details zu betroffenen Ländern und Kabelsystemen untermauern.
Was genau passiert ist – die Timeline
Microsofts Statusseite datiert den Beginn der Zwischenfälle auf den 06. September 2025 um 05:45 UTC. Seitdem mussten große Provider und Cloud-Anbieter den Verkehr umleiten, wodurch es zu zusätzlichen Verzögerungen kam. In Status-Updates kündigte Microsoft tägliche Lageberichte an und erklärte, man balanciere kontinuierlich die Routen aus, um den Effekt für Kunden zu minimieren. Am Samstagabend meldete Microsoft zeitweise „keine Azure-Probleme“ mehr, warnte aber vor anhaltend höherer Latenz auf Strecken, die üblicherweise durch den Nahen Osten führen.
Welche Kabel betroffen sind
Übereinstimmenden Berichten zufolge zählen zu den betroffenen Systemen mindestens SMW4 (South East Asia–Middle East–Western Europe 4), IMEWE (India–Middle East–Western Europe) sowie das FALCON-Netz von GCX. Teilweise wird auch die Europe India Gateway (EIG) genannt. Analysen lokalisieren Störungen nahe der saudischen Küste bei Dschidda (Jeddah), wo mehrere Trassen den Roten Meer-Korridor passieren.
Wer war betroffen – und wie äußerte sich die Störung?
Die Auswirkungen reichten von langsameren Webseiten über ruckelige Videokonferenzen bis hin zu Einbrüchen beim Durchsatz. Besonders genannt werden Indien, Pakistan, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait; große Netze wie Etisalat und Du meldeten Performance-Probleme, ebenso pakistanische Telekommunikationsanbieter. Vollständige Ausfälle wurden nicht gemeldet – vielmehr wurden Verbindungen über alternative Wege stabil gehalten, allerdings mit Mehrlatenz.
Warum das Rote Meer so kritisch ist
Der Korridor zwischen Bab al-Mandab und Suez ist einer der weltweit wichtigsten Engpässe für Glasfasersysteme: Zahlreiche Transitrouten bündeln hier einen beträchtlichen Anteil des Datenverkehrs zwischen Europa, dem Nahen Osten und Asien. Entsprechend führt ein Mehrfachschaden rasch zu spürbaren Rückstaus – auch wenn globale Netze Redundanzen besitzen und umleiten können. Branchenberichte und Analysen betonen die systemische Verwundbarkeit solcher Hotspots und erinnern an die großflächige Kabelpanne im Jahr 2024, die zeitweise rund ein Viertel des Datenverkehrs zwischen den Regionen beeinträchtigte.
Mögliche Ursachen: Unfall statt Sabotage?
Offiziell ist die Ursache zum Zeitpunkt der Berichterstattung nicht abschließend geklärt. Expertenschätzungen gehen jedoch mit Blick auf die Lage und das Schadensmuster von einem Unfall durch Schiffsanker aus – ein Risiko, das für rund 30 % der jährlichen Kabelvorfälle verantwortlich gemacht wird. Zwar wird der Rotmeer-Korridor seit Beginn der Schifffahrtsangriffe im Kontext des Gaza-Kriegs intensiv beobachtet und teils wurde über mögliche Sabotage spekuliert; konkrete Belege dafür liegen in diesem Fall bislang nicht vor.
Wie Netzbetreiber reagieren
Provider und große Cloud-Plattformen routen den Verkehr über alternative Land- und Seepfade, etwa via Mittelmeer-Routen, den Golf von Oman oder Ostafrika. Diese Failover-Strategien verhindern Komplettausfälle, vergrößern aber Weglängen und Engpässe, was die Latenz erhöht. Microsoft betont, dass nur Verkehr mit Nahost-Transit betroffen ist, während andere Pfade normal laufen. Je nachdem, wie viele Kabelabschnitte beschädigt wurden, kann die Verkehrsaufnahme umliegender Systeme zeitweilig zu Kapazitätsdruck führen.
Reparatur: Warum das Wochen dauern kann
Die Instandsetzung von Seekabeln ist aufwendig: Spezialisierte Kabelschiffe müssen die Schadstelle orten, das Kabel an die Oberfläche holen, die defekten Segmente entfernen und neue Sektionen spleißen. Wetter, Wassertiefe, Genehmigungen und die gleichzeitige Beeinträchtigung mehrerer Systeme verlängern den Prozess. Daher warnen Cloud-Anbieter, dass erhöhte Latenzen und sporadische Performance-Probleme bis zur endgültigen Reparatur anhalten können.
Auswirkungen auf Unternehmen und Nutzer – und was jetzt hilft
Für Anwender äußern sich solche Vorfälle in langsameren VPNs, ruckelnden Videocalls, stockenden CDN-Auslieferungen und verzögertem Zugriff auf Cloud-Workloads in entfernten Regionen. Unternehmen mit stark internationalem Footprint sollten mittelfristig regionale Multi-Cloud-Resilienz priorisieren, Peering-Strategien diversifizieren, DNS-Failover testen und QoS-Policies überprüfen. Entwicklerteams profitieren von observability-gestütztem Traffic-Slicing (z. B. Latenzschwellen, automatische Routenpräferenzen), während E-Commerce- und Medienplattformen dynamische Edge-Cachings sowie regionale Fallback-CDNs nutzen, um Spitzenlasten abzufedern. Solche Maßnahmen mindern die Abhängigkeit von einzelnen Transiträumen und halten die User Experience trotz Reparaturphase stabil. (Einordnung anhand der öffentlichen Status-Hinweise der Anbieter und Netzberichte.)
Politischer Kontext und Ausblick
Die Verkettung geopolitischer Risiken, dichter Schifffahrtsrouten und technischer Engpässe rückt die Sicherung kritischer Unterwasserinfrastruktur stärker in den Fokus. Behörden beobachten die Lage; in den Golfstaaten und in Südasien reagierten Telkos mit Service-Hinweisen an ihre Kunden. Für die kommenden Wochen ist entscheidend, wie schnell Kabelteams in die Schadgebiete vordringen und wie viele Systeme tatsächlich repariert werden müssen. Bis dahin ist mit anhaltend erhöhter Latenz auf den klassischen Europa-Asien-Trassen zu rechnen, während alternative Routen die Grundversorgung sicherstellen.
Einordnung im historischen Vergleich
Das aktuelle Ereignis folgt auf eine außergewöhnlich große Kabelpanne im Frühjahr 2024, als mehrere Systeme im Roten Meer nahezu zeitgleich beschädigt wurden und damit die Verwundbarkeit dieser Drehscheibe exemplarisch sichtbar machten. Die damaligen Folgen reichten von Ostafrika über Südasien bis nach Europa; sie gelten in Analysen als größte subsea-bedingte Verkehrsbeeinträchtigung der jüngeren Vergangenheit. Dass es erneut zu einem Multi-Kabel-Vorfall kam, wird die Diskussion über verteilte Routenführung, redundante Landepunkte und den Schutz maritimer Infrastruktur weiter befeuern.
Fazit
Mehrere beschädigte Unterseekabel im Roten Meer haben am Wochenende eindrücklich gezeigt, wie empfindlich digitale Lieferketten auf physische Störungen reagieren. Dank Redundanzen blieb das Internet funktionsfähig, doch erhöhte Latenz und Kapazitätsdruck treffen Nutzer und Unternehmen in der Region spürbar. Während die Reparatur voraussichtlich Wochen beansprucht, bleibt die Lehre klar: Resilienz durch Routen-Diversität, regionale Deployments und belastbare Incident-Pläne ist kein Luxus, sondern Pflicht – besonders entlang geopolitischer Engstellen wie dem Roten Meer.
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Quellen & weiterführende Links
- Microsoft Azure Status – „undersea fiber cuts in the Red Sea“
- Reuters: Azure-Latenzen nach Rotmeer-Kabelschnitten
- Reuters: Netzstörungen in Asien und Nahost
- AP News: Unterseekabel im Roten Meer durchtrennt
- AP News: Experten vermuten Anker-Unfall als Ursache
- NetBlocks: Monitoring & Vorfall-Meldungen
- NetworkWorld: Latenzsprünge und Azure-Routing
- Capacity Media: Überblick zu Konnektivität & NetBlocks-Daten
- Al Jazeera: Länderüberblick & Providerhinweise
- Yahoo/Bloomberg: Microsoft-Update & Entwarnung für Teile der Dienste
- The National: Offizielle Reaktionen & Monitoring
- SubseaCables.net: Analyse & Rückblick auf 2024