
Ein großflächiger Ausfall der Cloud-Dienste von Amazon Web Services (AWS) hat am 20. Oktober 2025 nicht nur Internetdienste und Apps betroffen – auch die smarten Matratzen des Herstellers Eight Sleep spielten plötzlich verrückt. Die Folge: Nutzer konnten Heizung, Kühlung oder Liegeposition ihrer Betten nicht mehr kontrollieren, manche berichteten von Überhitzung oder festgefahrener Neigung. Die Episode zeigt eindrücklich, wie fragil moderne, cloudabhängige Geräte sein können.
Was ist beim AWS-Ausfall passiert?
Der Ausfall machte sich in der AWS-Region US-EAST-1 bemerkbar. Laut Amazon handelte es sich um einen Fehler im automatischen DNS-Management ihres Datenbank-Dienstes DynamoDB – ein fehlerhafter DNS-Eintrag löste eine Kette von Problemen aus. Zahlreiche Dienste waren betroffen: Banken, Streaming-Plattformen, Spiele-Apps – und eben auch smarte Bettsysteme.
Für den Hersteller Eight Sleep bedeutete das: Ihre Geräte verloren kurzfristig die Verbindung zur Cloud und konnten dadurch nicht mehr korrekt gesteuert werden. Da alle zentralen Funktionen über Serveranfragen laufen, reagierten viele Matratzen nicht mehr oder arbeiteten unkontrolliert weiter.
Warum traf es gerade die smarten Betten von Eight Sleep?
Die Marke Eight Sleep setzt bei ihren Produkten stark auf Cloud-Anbindung: Temperaturregelung, Schlafanalyse und Liegeposition sind ausschließlich über die App steuerbar. Allerdings fehlte bislang eine lokale Offline-Steuerung, sodass bei einem Cloud-Ausfall wichtige Funktionen einfach unzugänglich waren. Das führte dazu, dass einige Betten in einer Hochposition verharrten oder sich stark aufheizten – Nutzer berichteten von „Saunatemperaturen“ und unfreiwillig aufrechten Schlafpositionen.
Die Situation sorgte schnell für Spott und Unmut in sozialen Netzwerken. Nutzer berichteten auf Reddit und X (ehemals Twitter) von durchgeschwitzten Nächten und schalteten ihre Betten teilweise komplett vom Stromnetz ab, um sie zu beruhigen. Die Panne verdeutlicht, wie riskant es sein kann, selbst grundlegende Alltagsgegenstände an Cloud-Systeme zu koppeln.
Reaktionen von Nutzern und Hersteller
Eight-Sleep-CEO Matteo Franceschetti reagierte schnell und versprach auf der Plattform X eine Lösung: Das Unternehmen arbeite „Tag und Nacht“, um einen sogenannten „Outage Mode“ zu entwickeln, der bei Cloud-Störungen den lokalen Betrieb ermöglicht. Nur wenige Tage später wurde tatsächlich ein Software-Update angekündigt, das über Bluetooth eine Grundsteuerung erlaubt. Damit können künftig Temperatur und Liegeposition auch ohne Internetverbindung angepasst werden.
Viele Kunden begrüßten die Reaktion, kritisierten aber zugleich, dass ein solcher Offline-Modus bei einem so teuren Premiumprodukt von Anfang an hätte existieren müssen. Andere lobten den transparenten Umgang des Unternehmens mit der Krise, die Eight Sleep wohl zu einem Umdenken bei der Systemarchitektur zwingt.
Was lehrt uns dieser Vorfall über Smart Home und Cloud-Technologie?
Der Fall zeigt zwei zentrale Punkte: Erstens, je stärker Geräte von Cloud-Plattformen abhängig sind, desto anfälliger werden sie für externe Ausfälle. Zweitens, ohne lokale Steuerungsmöglichkeit kann ein Komfortprodukt im Ernstfall zur Belastung werden. Experten fordern deshalb, dass Smart-Home-Hersteller bei der Entwicklung künftig auf mehr Resilienz und Dezentralität achten.
Auch andere Anbieter – etwa von Thermostaten, Sicherheitskameras oder Küchengeräten – setzen zunehmend auf Cloud-Anbindungen. Ein Fehler in einer einzigen Region eines Cloud-Dienstes kann deshalb Dominoeffekte in ganz unterschiedlichen Branchen auslösen. Der AWS-Ausfall ist damit nicht nur ein technisches, sondern auch ein gesellschaftliches Lehrstück über unsere wachsende Abhängigkeit von digitaler Infrastruktur.
Ausblick für Nutzer und Hersteller
Für Verbraucher bedeutet der Vorfall, beim Kauf vernetzter Geräte genauer hinzusehen: Bietet das Produkt eine Offline-Funktion? Können Grundfunktionen lokal gesteuert werden? Hersteller wiederum werden künftig gezwungen sein, mehr Redundanzen und Fallback-Mechanismen einzuplanen. Denn Komfort darf nicht auf Kosten der Funktionssicherheit gehen.
Bei Eight Sleep bleibt spannend, wie zuverlässig der neue „Outage Mode“ tatsächlich funktioniert und ob andere Hersteller ähnliche Maßnahmen ergreifen. Sicher ist: Das „Internet der Dinge“ ist nur so zuverlässig wie seine schwächste Cloud-Verbindung – und manchmal entscheidet sie darüber, ob man ruhig schläft oder schweißgebadet aufwacht.
Quellen
- Amazon reveals cause of AWS outage that took everything from banks to smart beds offline — The Guardian (24.10.2025)
- Eight Sleep adds ‘outage mode’ to smart beds after AWS problems left them frozen — The Verge (22.10.2025)
- Smart bed owners experience AWS nightmare as they’re left sweating and stuck in upright position — TechRadar (22.10.2025)














