
Die längste totale Mondfinsternis seit 2022 – Sichtbarkeit, Zeiten, Wissenschaft, Fotopraxis
In der Nacht vom 7. auf den 8. September 2025 taucht der Vollmond vollständig in den Kernschatten der Erde ein und färbt sich tiefrot bis kupfern: eine totale Mondfinsternis, umgangssprachlich „Blutmond“. Das Ereignis dauert in allen Phasen zusammen rund 5 Stunden 27 Minuten, die Totalität selbst ganze 82 Minuten – länger als jede totale Mondfinsternis seit 2022. Sichtbar ist sie für weite Teile Europas, Afrikas, Asiens und Australiens; insgesamt haben etwa 85 % der Weltbevölkerung eine Chance, zumindest einen Teil zu sehen. Bis zu rund 6,27 Milliarden Menschen befinden sich während der vollständigen Phase im Sichtbereich.
Globale Sichtbarkeit auf einen Blick
Die Finsternis spielt sich auf der Nachtseite der Erde ab. In Europa und weiten Teilen Afrikas erlebt man den Blutmond in der Abenddämmerung nahe dem Mondaufgang, in Asien und Australien fällt die Totalität in die späte Nacht bis in die frühen Morgenstunden. Der Pazifikraum liegt großteils im Sichtgebiet, Nordamerika ist diesmal fast vollständig im Tageslicht und geht leer aus. Interaktive Karten mit exakten lokalen Zeiten zeigen, ob die Finsternis am eigenen Ort vollständig, teilweise oder nur penumbral sichtbar ist.
Zeiten weltweit (UTC) und was sie bedeuten
Die Kontakte der Mondscheibe mit den Erdschatten-Zonen (UTC):
- P1 – Eintritt in den Halbschatten (Penumbralphase beginnt): 15:28:25 UTC
- U1 – Eintritt in den Kernschatten (Partielle Phase beginnt): 16:27:09 UTC
- U2 – Beginn der Totalität: 17:30:48 UTC
- Maximum – Größte Verfinsterung: 18:11:47 UTC
- U3 – Ende der Totalität: 18:52:51 UTC
- U4 – Austritt aus dem Kernschatten (Partielle Phase endet): 19:56:31 UTC
- P4 – Austritt aus dem Halbschatten (Ende der Finsternis): 20:55:08 UTC
Gesamtdauer aller Phasen: 5 Std 27 Min; Dauer der Totalität: 1 Std 22 Min.
Beispielzeiten für wichtige Regionen
Berlin (CEST, UTC+2): Der Mond geht während der bereits laufenden Totalität auf – ein besonders stimmungsvolles, aber zunächst sehr dunkles Schauspiel knapp über dem Osthorizont. Lokale Eckzeiten: Mondaufgang/Totalität im Gang ca. 19:37, Maximum 20:11, Totalitätsende 20:52, partielle Phase bis 21:56, Finsternisende 22:55. Freie Sicht zum Ost-Südost-Horizont ist entscheidend.
Indien (IST, UTC+5:30): Totalität etwa 23:00–00:22 IST (8. September). China (CST, UTC+8): 01:30–02:52 CST (8. September). Japan (JST, UTC+9): 02:30–03:52 JST (8. September). Ostaustralien (AEST, UTC+10): 03:30–04:52 AEST (8. September). Für Australien insgesamt sind die Sichtbedingungen exzellent; im Westen steht der Mond während der Totalität hoch, im Osten tiefer am Westhorizont kurz vor Monduntergang.
Warum der Mond rot wird – und warum diese Finsternis auffällig dunkel wirken kann
Während einer totalen Mondfinsternis blockiert die Erde das direkte Sonnenlicht. Nur rötliche, in der Atmosphäre gebrochene und an Aerosolen gestreute Anteile erreichen die Mondoberfläche. Je tiefer der Mond im Kernschatten (Umbra) steht, desto geringer ist der einfallende Rest des Sonnenlichts – das verstärkt den Rotton und kann die Scheibe merklich abdunkeln. Die September-Finsternis erreicht eine hohe umbrale Magnitude von etwa 1,362 und liegt mit einer Gamma-Lage von −0,275 relativ nahe an der Schattenachse: beides spricht für ein kräftiges, stellenweise dunkles Rot. Die Helligkeit variiert zudem mit vulkanischen Aerosolen und dem globalen Staubgehalt (Danjon-Skala L0–L4).
„Super Blood Moon“? – Nähe zum Perigäum, aber nicht in jeder Definition ein Supermond
Die Finsternis fällt in ein Lunationsfenster, in dem der Vollmond zeitlich nahe am Perigäum liegt: Der Zeitpunkt der größten Verfinsterung liegt rund 2,7 Tage vor der dichtesten Erdannäherung (Perigäum am 5. September gegen 14:55 UTC). Die Mondscheibe ist dadurch etwas größer als im Mittel (ca. 33,4 Bogenminuten). Manche Medien sprechen deshalb von einem „Supermoon“ – strenge Definitionen zählen den 7. September 2025 jedoch nicht zu den Supervollmonden des Jahres; die nächste eindeutige Supervollmond-Konstellation folgt am 5. November 2025. Fazit: größer und eindrucksvoll, ja – aber „Supermond“ nur nach großzügiger Auslegung.
So beobachten Sie den Blutmond optimal
Wählen Sie einen Standort mit freiem Blick zum relevanten Horizont (in Mitteleuropa: Ost bis Südost zur Zeit des Mondaufgangs). In den Stunden vor der Finsternis lohnt sich ein Check von Bewölkungsstatistiken und aktuellen Prognosen; interaktive Karten liefern zusätzlich die mittlere Wolkenwahrscheinlichkeit entlang des Sichtpfads. Ein Fernglas oder kleines Teleskop steigert den Kontrast am verfinsterten Mondrand, nötig ist zusätzliche Optik aber nicht – im Gegensatz zu Sonnenfinsternissen ist die Beobachtung mit bloßem Auge völlig unbedenklich.
Fotopraxis: Von „Kupferkugel“ bis Landschaftsszene
Für Landschaftsaufnahmen mit Kontext (Häuser, Türme, Bäume) eignet sich ein Teleobjektiv ab etwa 200 mm Kleinbildäquivalent. Planen Sie die Mondbahn mithilfe lokaler Zeiten und Elevationsdaten, um die Scheibe gezielt neben einem markanten Vordergrund zu platzieren. Während der Totalität ist der Mond sehr dunkel – nutzen Sie ein Stativ, elektronische Auslösung und Serienbelichtungen (Belichtungsreihe), etwa von 1/2 s bis 4 s bei moderaten ISO-Werten. Weißabgleich auf „Tageslicht“ oder „manuell“ verhindert wechselnde Farbtöne zwischen den Phasen. Für Sequenzen der gesamten Finsternis empfiehlt sich ein Intervall-Timer (z. B. alle 2–3 Minuten), später montiert zur Zeitraffersequenz.
Hintergrund: Zyklen, Saros und Daten dieser Finsternis
Diese Mondfinsternis gehört zur Saros-Serie 128 (Saros-Mitglied 41 von 71). Die dynamische Geometrie lässt sich über Kennzahlen beschreiben: Umbrale Magnitude ≈ 1,3638 (der Mond taucht deutlich über den Rand des Kernschattens hinaus), Penumbrale Magnitude ≈ 2,3459, Gamma ≈ −0,2752 (die Mondbahn führt südlich an der Schattenachse vorbei). Das Maximum tritt um 18:11:48 UTC ein.
Kontext im Finsternisjahr 2025 und was als Nächstes kommt
2025 ist ein außergewöhnliches Mondjahr mit zwei totalen Mondfinsternissen: Am 13./14. März 2025 gab es bereits eine Totalität von rund 65 Minuten; die September-Finsternis ist die zweite und zugleich längste des Jahres. Als Teil derselben Eklipsensaison folgt am 21. September 2025 noch eine partielle Sonnenfinsternis. Die nächste totale Mondfinsternis danach findet am 2.–3. März 2026 statt (Dauer der Totalität ca. 58 Minuten).
Tipps für Europa, Afrika, Asien und Australien
Europa & Nord-/Westafrika: Suchen Sie einen erhöhten Standort mit freier Sicht zum östlichen Horizont; die Totalität fällt in die Zeit unmittelbar nach Mondaufgang. Dunst und Stadthorizonte dämpfen den Kontrast, machen den Anblick aber atmosphärisch besonders.
Ostafrika, Nahost, Südasien, Südostasien: Die Totalität steht teils deutlich höher am Himmel – ideale Bedingungen für Beobachtung und Fotografie. In Metropolen ohne freies Sichtfeld lohnt ein kurzer Ausflug in Parks oder an Flussufer.
Australien & Neuseeland: Beste Sicht in West- und Zentralaustralien mit höher stehender Mondscheibe; im Osten erscheint der verfinsterte Mond tiefer am westlichen Himmel. Beobachten Sie bis kurz vor Monduntergang, wenn die Farben besonders intensiv wirken.
Live dabei – auch bei Wolken
Wer Pech mit dem Wetter hat, kann die Finsternis über professionelle Livestreams verfolgen, inklusive Animationen der Schattengeometrie und Einblendung der Kontaktzeiten. Zeit-und-Datum streamt die Totalität in voller Länge und bietet zudem lokale Zeittabellen und 3D-Karten.
Kurze Wissenschafts-FAQ
Ist eine Mondfinsternis gefährlich für die Augen? Nein. Anders als bei Sonnenfinsternissen ist keine Schutzbrille nötig.
Warum variiert der Rotton? Die Zusammensetzung der Erdatmosphäre, Aerosole und Staub sowie die Tiefe des Mondes im Kernschatten (umbral magnitude) bestimmen die Helligkeit. Die Danjon-Skala (L0–L4) beschreibt die visuelle Helligkeit.
Was hat es mit „Supermoon“ auf sich? Ein Supervollmond ist je nach Definition ein Vollmond nahe dem Perigäum, oft mit zusätzlicher Distanzschwelle. Der 7. September liegt zwar nahe am Perigäum (2,7 Tage vorher), wird aber in konservativen Übersichten nicht als Supermond geführt; die nächste klare Supervollmond-Chance ist der 5. November 2025.
Daten- und Zeitentabellen
Kontakte (UTC)
Phase | UTC | Bemerkung |
---|---|---|
P1 | 15:28:25 | Beginn Penumbralphase |
U1 | 16:27:09 | Beginn partielle Phase |
U2 | 17:30:48 | Beginn Totalität |
Maximum | 18:11:47 | Größte Verfinsterung |
U3 | 18:52:51 | Ende Totalität |
U4 | 19:56:31 | Ende partielle Phase |
P4 | 20:55:08 | Ende Penumbralphase |
Beispiel: Berlin (CEST)
Ereignis | Lokale Zeit | Höhe |
---|---|---|
Mondaufgang & Totalität im Gang | 19:37 | ~0° |
Maximum | 20:11 | ~4° |
Ende Totalität | 20:52 | ~10° |
Ende partielle Phase | 21:56 | ~18° |
Ende Penumbralphase | 22:55 | ~25° |
Zum Vormerken – nächste Chancen
Verpassen Sie den Blutmond nicht: Eine ähnlich lange totale Mondfinsternis ist erst am 2.–3. März 2026 wieder zu sehen (Totalität ~58 Min). Zwischenzeitlich gibt es am 21. September 2025 eine partielle Sonnenfinsternis im selben Eklipsen-Fenster.
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Quellen & weiterführende Links
- Timeanddate.com – 7–8 September 2025 Total Lunar Eclipse (Blood Moon)
- Timeanddate.com – Berlin-Details & lokale Zeiten
- EclipseWise (F. Espenak) – Technische Daten (Saros 128, Gamma, Magnituden)
- EclipseWise – September 7, 2025 Total Lunar Eclipse (Perigäum-Nähe, Ephemeriden)
- NASA/GSFC – Lunar Eclipses 2021–2030 (Hintergrund, Danjon-Skala)
- NASA/GSFC – Plot: Total Lunar Eclipse of 2025 Sep 07
- Space.com – Where to see the blood moon lunar eclipse Sept. 7–8
- The Guardian – Australien: Zeiten & Beobachtungstipps
- Timeanddate.com – Was ist ein Supermond? (nächster Supervollmond: 5. Nov 2025)
- Timeanddate.com – 13–14 March 2025 Total Lunar Eclipse (Rückblick & Jahreskontext)