
Was sich ändert: WLAN-Sync zwischen iPhone und Apple Watch fällt weg
Apple Watch verliert WLAN-Synchronisierung in Europa: Mit dem Dezember-Update auf iOS 26.2 deaktiviert Apple laut übereinstimmenden Medienberichten die automatische Übernahme von WLAN-Zugangsdaten vom iPhone auf die Apple Watch innerhalb der EU. Bisher lernt die Uhr bekannte Netzwerke über das gekoppelte iPhone und kann sich später – etwa ohne iPhone in der Nähe – selbstständig in diese WLANs einloggen. Künftig soll diese WLAN-Synchronisierung in Europa nicht mehr automatisch stattfinden. Die Änderung bezieht sich nach derzeitigem Kenntnisstand auf den EU-Wirtschaftsraum; außerhalb Europas bleibt die Funktion bestehen.
Für Nutzer bedeutet das: Neue WLANs, die am iPhone gespeichert werden, erscheinen nicht mehr automatisch auf der Watch. Die Uhr kann weiterhin über Bluetooth mit dem iPhone kommunizieren und bekannte Netzwerke nutzen, die bereits lokal auf der Watch gespeichert sind. Je nach Modell bleibt bei LTE-Varianten zudem die Mobilfunkverbindung als Alternative. Praktisch relevant wird der Wegfall vor allem dann, wenn die Watch regelmäßig unabhängig vom iPhone in neuen WLANs genutzt wird – etwa in Fitnessstudios, Hotels oder am Arbeitsplatz.
Hintergrund: DMA-Interoperabilität und Apples Ablehnung
Auslöser ist der europäische Digital Markets Act (DMA), der „Gatekeeper“-Anbieter verpflichtet, bestimmte Schnittstellen und Funktionen für Interoperabilität zu öffnen. Die Europäische Kommission präzisierte 2025 in Spezifikationsverfahren, dass Apple für iOS und iPadOS freien und wirksamen Zugang zu Hardware- und Softwarefunktionen schaffen muss, damit Drittanbietergeräte – etwa Smartwatches, Kopfhörer oder Headsets – in wichtigen Punkten mit Apple-Geräten nahtlos zusammenarbeiten können. Dazu zählt auch die Behandlung von Interoperabilitätsanfragen mit klaren Fristen und Verfahren.
Nach übereinstimmenden Berichten forderte die Kommission Apple auf, die Synchronisationsverbindung so zu öffnen, dass Drittanbieter-Zubehör – also beispielsweise Smartwatches anderer Hersteller – dieselben Möglichkeiten erhalten wie die Apple Watch. Apple habe dies aus Sicherheits- und Datenschutzgründen abgelehnt. Um gleichwohl DMA-konform zu bleiben, wählt der Konzern den regulatorisch zulässigen, aber verbraucherunfreundlichen Weg: die Funktion wird in der EU komplett deaktiviert. Dadurch entsteht Gleichbehandlung, allerdings auf dem niedrigeren Funktionsniveau („leveling down“).
Auswirkungen für Nutzer: Alltagstauglichkeit, Workarounds und Grenzen
Im Alltag dürfte die Änderung je nach Nutzungsmuster unterschiedlich stark ins Gewicht fallen. Wer die Apple Watch überwiegend in der Nähe des iPhones verwendet, bemerkt wenig: Die Verbindung läuft primär über Bluetooth, das iPhone fungiert als Datenbrücke und bekannte WLANs der Uhr funktionieren weiter. Merkbar wird der Einschnitt vor allem, wenn die Watch ohne iPhone und ohne Mobilfunk in neuen WLANs online gehen soll. Dann müssen Zugangsdaten direkt auf die Watch gebracht oder manuell eingegeben werden – ein Prozess, der am kleinen Bildschirm umständlich ist und in manchen Szenarien gar nicht vorgesehen war.
Für Cellular-Modelle mit eSIM reduziert sich die Abhängigkeit vom WLAN-Sync, da mobile Daten unabhängig vom iPhone verfügbar sind. Dennoch bleibt WLAN oft sinnvoll – etwa für größere Updates, stabile VoIP-Telefonie in Innenräumen oder wenn Mobilfunkempfang schwach ist. Unternehmensumgebungen mit „Enterprise-WLAN“ (WPA2-Enterprise/WPA3-Enterprise) könnten zusätzlich betroffen sein, wenn die bisherigen Onboarding-Wege über das iPhone nicht mehr greifen. IT-Abteilungen müssen dann unter Umständen alternative Provisionierungswege prüfen, sofern Apple diese anbietet.
Apples Argumente vs. EU-Ziele: Sicherheit, Wettbewerb und die „Level-Down“-Debatte
Apple verweist regelmäßig auf Security-by-Design und Datenschutz als Gründe für eine restriktive Schnittstellenpolitik. Aus Konzernsicht erhöht eine Öffnung sensibler Systemfunktionen – wie das Verteilen von Netzwerk-Credentials – das Risiko von Missbrauch, Phishing über „böse“ Access Points oder unerwünschter Profilbildung durch Dritte. Die EU wiederum sieht im DMA einen Hebel, um Abhängigkeiten zu reduzieren und Wettbewerb bei Geräten und Plattformen zu fördern. Dazu gehört, Barrieren zu senken, die Nutzer bislang faktisch an ein einziges Ökosystem binden.
Die Entscheidung, statt zu öffnen eine Funktion in einer ganzen Region abzuschalten, befeuert die öffentliche Debatte: Befürworter sprechen von einem notwendigen Regulierungserfolg gegen Lock-in-Strategien; Kritiker halten entgegen, dass die Maßnahme die falschen Nutzer trifft und die EU damit de facto weniger attraktive Produkte erhält. Der Vorwurf, Konzerne stuften die EU als „irrelevant“ ein, weil sie lieber Funktionen deaktivieren als sie im Sinne der Verordnung zu erweitern, ist eine politische Bewertung. Faktisch lässt sich derzeit nur festhalten: Apple hat in der Vergangenheit wiederholt EU-Features verspätet eingeführt oder vorübergehend zurückgehalten, wenn komplexe Interoperabilitätsauflagen bestanden. Ob dies strategische Missachtung oder Sicherheitsabwägung ist, bleibt umstritten.
Zeitplan, Reichweite und mögliche nächste Schritte
Die Umstellung ist für das Dezember-Release von iOS 26.2 angekündigt beziehungsweise in der Pipeline. Je nach Rollout-Plan kann die Abschaltung gestaffelt erfolgen, etwa über das Update oder serverseitige Aktivierungen. Betroffen sind EU-Nutzer; in anderen Regionen bleibt die Funktion nach aktuellem Stand bestehen. Unklar ist, ob Apple alternative, sicherheitszertifizierte Wege anbietet, um WLAN-Profile komfortabel und kontrolliert auf die Watch zu bringen – beispielsweise über MDM-Profile, Passkeys-basierte Freigaben oder klar begrenzte, auditierbare APIs für Drittanbieter.
Regulatorisch ist ebenso offen, ob die Kommission eine „Level-Down“-Erfüllung der Interoperabilitätspflicht dauerhaft akzeptiert. Der DMA kennt bei systematischer Untererfüllung empfindliche Sanktionsmechanismen. In der Praxis wird die Kommission abwägen müssen, ob der Wegfall eines Komfortfeatures als legitime, vorläufige Compliance-Maßnahme gilt oder ob Nachbesserungen erwartet werden. Für Nutzer ist daher denkbar, dass Apple mittelfristig technische Alternativen entwickelt, die sowohl Sicherheitsansprüche als auch Interoperabilitätsziele abdecken.
Einordnung: Relevanz für den Markt und für den Nutzeralltag
Im großen Bild ist die WLAN-Synchronisierung ein Komfortbaustein, kein Basisdienst. Dennoch steht der Schritt sinnbildlich für den DMA-Spagat: Interoperabilität erzwingen, ohne die Integrität etablierter Plattformen zu gefährden. Aus Nutzersicht ist die kurzfristige Folge lästig – besonders für Menschen, die die Watch regelmäßig ohne iPhone in neuen Netzen verwenden. Aus Marktsicht illustriert die Maßnahme, wie Unternehmen mit minimalinvasiven Änderungen eine formale Gleichbehandlung herstellen können, während der eigentliche Wettbewerbsvorteil – die tiefe Integration eigener Geräte – unangetastet bleibt.
Für den Technikalltag empfiehlt sich, vor Reisen oder Arbeitsplatzwechseln relevante WLANs proaktiv auf der Watch zu hinterlegen, falls dies möglich ist, oder auf LTE-Modelle und Offline-Funktionen zu setzen. IT-Teams sollten prüfen, ob ihre Gerätepools von der Änderung betroffen sind und welche MDM- oder Onboarding-Optionen künftig zur Verfügung stehen. Sollten in den kommenden Wochen Updates oder Klarstellungen erscheinen – etwa offizielle Supportdokumente, Migrationshilfen oder neue APIs – kann sich die Lage in puncto Usability noch verbessern.
Quellen
- Apple to Remove iPhone-Apple Watch Wi-Fi Sync in EU With iOS 26.2 — MacRumors (2025-11-06)
- EU Mandates: Apple Blocks Functionality Instead of Opening It — heise online (2025-11-06)
- Interoperability under the Digital Markets Act — European Commission (2025-03-19)
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