
Was wirklich hinter dem „Mostly Negative“-Debakel steckt
Borderlands 4 feierte zum Launch einen historischen Moment für die Reihe: Auf Steam kletterte der neue Looter-Shooter am ersten Wochenende über die Marke von 300.000 gleichzeitigen Spielerinnen und Spielern – ein Serienrekord. Doch die Euphorie kippte schnell: Massive Performance-Klagen, Abstürze und Stottern drückten die frühen Nutzerbewertungen zunächst auf „Mostly Negative“, bevor sie sich allmählich erholten. Zusätzlichen Zündstoff lieferte Gearbox-Chef Randy Pitchford mit dem Rat, von 4K auf 1440p herunterzugehen – eine Empfehlung, die vielen PC-Fans wie ein Abwiegeln wirkte und in sozialen Netzwerken als „weltfremd“ oder „Kundenbeschuldigung“ gebrandmarkt wurde. Was ist wirklich passiert, welche Technik steckt dahinter, was lässt sich jetzt praktisch tun – und wohin steuert Borderlands 4 nach diesem polarisierenden Start? Dieser Deep-Dive ordnet Fakten, Technik und Stimmungen ein.
Rekordzahlen auf Steam – und warum sie wichtig sind
Gemessen an den öffentlich einsehbaren Steam-Daten legte Borderlands 4 den stärksten Start der Reihe auf Valves Plattform hin: Am 14. September 2025 wurde ein Allzeit-Peak von 304.398 gleichzeitigen Spielerinnen und Spielern verzeichnet. Zum Vergleich: Borderlands 2 kam in seiner Hochphase 2012 auf rund 125.000, Borderlands 3 erreichte nach seinem späteren Steam-Release 2020 knapp 94.000. Dass Borderlands 4 diese Marken deutlich übertrifft, unterstreicht nicht nur die Markenkraft, sondern auch die Neugier auf den ersten großen Open-World-Anlauf der Serie – und erklärt, warum die Diskussionen so laut wurden: Je größer der Ansturm, desto mehr Systeme, Treibervarianten und Engpässe prallen gleichzeitig aufeinander.
Vom Rekord in den Review-Gegenwind: „Mostly Negative“ zum Start
Am Release-Tag, dem 11. September 2025, rutschten die Steam-Userreviews temporär auf „Mostly Negative“. In den Kommentaren tauchten wiederkehrende Muster auf: schwankende Framerates, Mikroruckler („stutter“), Shader-Kompilationszeiten, hartnäckige Crashes – teils auch auf High-End-Hardware. Ein Day-1-Patch um 2,7 GB stabilisierte laut Berichten vor allem die Absturzlage, während Frame-Drops und Hitching in Außenarealen oder Effektgewitter weiterhin auffielen. Medien wie PC Gamer dokumentierten die anfänglich schlechte Wertungsdynamik und hielten fest, dass die Durchschnittsbewertungen anschließend in Richtung „Mixed“ drehten – ein klassisches Muster bei großem Hype, technischem Gegenwind und schrittweise wirkenden Hotfixes.
„Wenn ihr nicht 4K-stur seid…“ – Pitchford, 1440p und die Eskalation im Netz
Gearbox-CEO Randy Pitchford versuchte früh, die Erwartungen zu kalibrieren. In mehreren Posts auf X bezeichnete er Spielerinnen und Spieler, die um jeden Preis 4K/Ultra fordern, als „4K-stur“ und empfahl stattdessen 1440p als Sweet Spot – flankiert von Tipps zur Nutzung von Upscaling und Feature-Toggles. Zusätzlich vertrat er die Sicht, dass ein Großteil der gemeldeten Probleme auf nicht passende Hardware-Erwartungen zurückgehe. Diese Kommunikation traf einen Nerv: Während ein Teil der Community den Rat pragmatisch aufnahm, empfand eine laute Gegenstimme den Tenor als abgehoben, diskutierte Formulierungen wie „Premium-Spiel für Premium-Gamer“ und warf Pitchford vor, das Problem zu verharmlosen oder die Kundschaft zu beschuldigen. Die Debatte eskalierte weiter, als er Kritiker sinngemäß aufforderte, „doch eine eigene Engine zu schreiben“, wenn sie es besser könnten – ein rhetorischer Griff ins Fettnäpfchen, der die Wahrnehmung zusätzlich vergiftete.
UE5 unterm Mikroskop: Warum Borderlands 4 so fordernd ist
Technisch setzt Borderlands 4 auf die Features von Unreal Engine 5, darunter Lumen und Nanite. Diese Systeme liefern moderneres Licht, Geometrie-Dichte und Level-Detail, verlangen aber hohe CPU/GPU-Budgets und sorgfältiges Streaming-Management. In Benchmarks zeigte sich: Selbst Ampere-, RDNA- und Ada-/Blackwell-Spitzenkarten können unter 4K-„Badass“-Einstellungen in bestimmten Szenen in die 40er-FPS fallen, während ein Wechsel auf 1440p plus DLSS/FSR die Frametimes sichtbar beruhigen kann. Dazu kommen Shader-Kompilationsspitzen, die beim ersten Start oder nach Treiberwechseln zu Stottern führen, und Datendurchsatzanforderungen, die langsame Laufwerke oder zu knappe RAM/VRAM-Budgets bestrafen. Kurz: Borderlands 4 ist kein reiner „GPU-Schleifer“, sondern ein komplexer UE5-Workload, der von Auflösungsskalierung, adaptiven Presets und aktuellen Treibern überproportional profitiert.
Pragmatisch statt dogmatisch: So holst du jetzt bessere Performance heraus
Wer aktuell spielt, kann mit ein paar Leitplanken viel Friction reduzieren. Erstens lohnt es, 1440p als Zielauflösung zu testen, wenn 4K/Ultra nicht stabil laufen will; Upscaling (DLSS/FSR/XeSS) im Modus „Quality“ oder „Balanced“ glättet Frametimes oft stärker als die reine FPS-Zahl vermuten lässt. Zweitens: Treiber aktualisieren – Nvidias Game-Ready-Treiber 581.29 bringt spezifische Optimierungen für Borderlands 4, und auch AMD stellt begleitende Profile bereit. Drittens: Schwergewichte wie volumetrischen Nebel reduzieren oder abschalten, Ray-traced Lighting deaktivieren, Texturstreaming-Grenzen und Schattenqualität anpassen; wer auf Windows 10 unterwegs ist, kann die hardwarebeschleunigte GPU-Planung prüfen. Viertens: Den Shader-Build bei Erststart durchlaufen lassen und nicht hektisch Einstellungen wechseln; viele Stotterer wirken nach ein paar Minuten spürbar abgeklungen. Fünftens: V-Sync/Frame-Limiter ausprobieren, um Frametime-Schwankungen zu dämpfen. Offizielle Optimierungs-Guides von 2K/Nvidia/AMD bündeln diese Empfehlungen und liefern Tabellen mit empfohlenen Presets nach GPU-Klasse.
Kommunikation vs. Realität: Warum Pitchfords 1440p-Rat technisch richtig, aber kommunikativ heikel ist
Aus rein technischer Sicht ist 1440p im Jahr 2025 die vernünftige Zielauflösung für viele UE5-Titel, weil sie hochauflösend wirkt, Upscaling-Algorithmen effizienter arbeiten lässt und Frametimes stabilisiert. Das ändert jedoch nichts daran, dass die Erwartungshaltung vieler PC-Spielerinnen und -Spieler – gerade bei einem Vollpreistitel – „einfach spielen, los geht’s“ lautet. Wenn ein Spiel bei „4K/Ultra“ schon auf sehr potenten Systemen ins Rudern gerät und gleichzeitig Crashes, Input-Lag oder Streaming-Hitches gemeldet werden, wirkt der Hinweis „stell doch runter“ schnell wie eine Entwertung legitimer Kritik. Genau dieser Reibungspunkt machte aus einer technischen Empfehlung ein PR-Problem: Der Ton („4K-stur“) und Zusatzbemerkungen über „Premium-Gamer“ ließen eine Debatte über Anspruch vs. Verantwortung eskalieren. Insofern ist die Reaktion der Community nicht nur Emotionalität, sondern auch Ausdruck eines Standards, den der PC-Markt über Jahre etabliert hat.
Der Weg nach vorn: Patches, Re-Tests und Vertrauensaufbau
Die gute Nachricht: Bereits kurz nach Launch verbesserte sich die Bewertungslage in Richtung „Mixed“, und erste Hotfixes adressierten Stabilität. Angesichts der Spielerbasis und der Investitionen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Gearbox und 2K in schneller Kadenz weiter optimieren. Parallel versucht das Studio, mit Server-Events und Community-Aktionen positive Schlagzeilen zu setzen – inklusive „Bringt die Server zum Glühen“-Challenge am Wochenende. Entscheidend wird sein, wie nachhaltig die nächsten Patches Frametimes glätten, CPU-Last senken und Regressions vermeiden; ebenso wichtig: eine Tonlage, die Kritik aufgreift, statt sie zu delegitimieren. Wenn Performance-Hürden fallen, spricht wenig dagegen, dass Borderlands 4 seine hohen Concurrency-Werte auch in anhaltende Popularität ummünzt – das Potenzial hat der Rekordstart eindrucksvoll belegt.
Fazit: Zwischen Mayhem und Erwartungsmanagement
Borderlands 4 steht sinnbildlich für die PC-Gegenwart: technisch ambitionierte UE5-Features, riesige Spielerzahlen, heterogene Hardware – und ein Erwartungsniveau, das mit 4K-Screenshots und Benchmark-Grafiken gewachsen ist. Der Serienrekord auf Steam zeigt die Zugkraft der Marke, das „Mostly Negative“ zum Start die Kehrseite moderner AAA-Launches. Pitchfords 1440p-Hinweis ist als Technik-Tipp nicht falsch, als Krisenbotschaft aber unglücklich – weil er das Gefühl verstärkt, die Verantwortung liege beim Kunden. Die eigentliche Lösung bleibt klassisch: zielgerichtete Patches, stringente Treiber-Koordination, klare Kommunikation und praxisnahe Presets. Gelingt das, könnte Borderlands 4 vom Lehrstück für missglücktes Erwartungsmanagement zum Paradebeispiel für eine schnelle Kurskorrektur werden – und seinen imposanten Start in nachhaltigen Erfolg verwandeln.
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Quellen
- SteamDB: Borderlands 4 – Spielerzahlen & Peak
- PC Gamer: Launch-Wertungen & Performance-Probleme
- GameSpot: Pitchfords 4K/1440p-Kommentare & Reaktionen
- Tom’s Hardware: Benchmarks, Day-1-Patch & UE5-Analyse
- Windows Central: Kommunikations-Eskalation & „Code your own engine“