
Nvidia hat laut zwei mit der Angelegenheit vertrauten Quellen letzte Woche bei TSMC einen Großauftrag über 300.000 H20-Grafikprozessoren (GPUs) aufgegeben. Hintergrund ist eine unerwartet starke Nachfrage aus China, die das Unternehmen dazu veranlasste, über seinen vorhandenen Lagerbestand hinaus aufzustocken.
- Ursprünglich wollte Nvidia nur auf ein bestehendes Inventar von 600.000 bis 700.000 H20-Chips zurückgreifen.
- Die Trump-Regierung hatte Anfang Juli das im April verhängte Ausfuhrverbot für H20-GPUs aufgehoben.
- Für den Versand in die Volksrepublik sind noch US-Exportlizenzen nötig, über deren Freigabe bislang keine Entscheidung vorliegt.
Nvidia hatte die H20-Reihe speziell für den chinesischen Markt entwickelt, nachdem im November 2023 schärfere US-Exportbeschränkungen für leistungsfähigere KI-Chips in Kraft getreten waren. Im Vergleich dazu verfügt das außerhalb Chinas vertriebene High-End-Modell H100 über deutlich höhere Rechenleistung.
Mit der neuen Bestellung würde sich der Lagerbestand auf bis zu 1 Mio. H20-Chips erhöhen – nach Angaben der US-Analysefirma SemiAnalysis verkaufte Nvidia im Jahr 2024 bereits rund 1 Mio. Einheiten dieses Modells.
Bei einem Besuch in Peking erklärte Nvidia CEO Jensen Huang Anfang Juli, die aktuelle Auftragslage werde darüber entscheiden, ob und wann die Chipfertigung in vollem Umfang wieder hochgefahren werde. Er rechnete mit einer Anlaufzeit von bis zu neun Monaten, sollte der Auftragsbestand die Wiederaufnahme rechtfertigen.
Die US-Handelsbehörden müssen noch Exportgenehmigungen erteilen, bevor die Chips ins Reich der Mitte geliefert werden dürfen. Eine Sprecherin des US-Handelsministeriums und Vertreter von Nvidia sowie TSMC äußerten sich auf Reuters-Anfrage nicht.
Chinesische Technologiekonzerne wie Tencent, ByteDance und Alibaba hatten vor dem April-Verbot ihre H20-Bestellungen deutlich erhöht, um KI-Modelle kostengünstig einzusetzen. Die Wiederaufnahme des Verkaufs war Teil von Verhandlungen über seltene Erden, die China infolge des Handelsstreits im vergangenen Jahr zu beschränken begonnen hatte.
US-Gesetzgeber beider Kammern kritisierten die Aufhebung des Verkaufsstopps, da sie einen möglichen Technologievorsprung der USA in der KI-Forschung gefährdet sehen. Nvidia argumentiert jedoch, dass es wichtig sei, chinesische Entwickler an das eigene Software-Ökosystem zu binden und sie nicht zu lokalen Anbietern wie Huawei abwandern zu lassen.