
Warum Microsofts „unspektakuläres“ Feature-Update genau das ist, was Windows jetzt braucht
Microsoft hat am 29. August 2025 die diesjährige Windows-11-Jahresversion „25H2“ in den Release-Preview-Kanal freigegeben – Build 26200.5074. Das ist traditionell die letzte Station vor der allgemeinen Verfügbarkeit und ein klares Signal: Die Auslieferung an alle Nutzer steht kurz bevor. Inhaltlich schlägt 25H2 allerdings einen bewusst ruhigen Ton an. Statt großer UI-Revolutionen oder experimenteller Funktionen setzt Microsoft auf eine stabile Plattform, die auf dem Fundament von Windows 11 Version 24H2 aufbaut – und genau hier liegt die eigentliche Botschaft dieses Releases.
Enablement-Paket statt Vollupgrade: 25H2 teilt sich den Servicing-Zweig mit 24H2
Das wichtigste technische Detail vorweg: Windows 11 25H2 wird als sogenanntes „Enablement Package“ (eKB) verteilt. Praktisch bedeutet das: 24H2 und 25H2 stammen aus demselben Servicing-Zweig, nutzen also identische Codebasis und Update-Mechanik. Neue Komponenten für 25H2 stecken bereits in den monatlichen kumulativen Updates von 24H2, sind dort aber deaktiviert. Erst das kleine eKB schaltet sie mit einem Neustart frei. Diese Strategie beschleunigt die Bereitstellung, reduziert Risiken beim Upgrade und sorgt dafür, dass Anwendungen und Treiber zwischen 24H2 und 25H2 ohne Kompatibilitätsbruch laufen. Für Geräte, die noch älter als 24H2 sind, bleibt der Weg über ein reguläres Feature-Update.
„Keine neuen Features“ – und das ist Absicht
Microsoft kommuniziert für 25H2 klar: Es gibt zum Start keine exklusiven, großen Funktionsneuerungen gegenüber 24H2. Beide Versionen behalten „Feature-Parity“, die Innovation kommt weiter in gut dosierten, qualitätsgesicherten Schritten über die regulären Monatsupdates („Continuous Innovation“). Das ist eine Abkehr von früheren „Big-Bang“-Releases – und zugleich eine Reaktion auf die Erfahrung, dass übergroße Upgrades oft vermeidbare Instabilitäten erzeugen. Stattdessen steht die Robustheit der Plattform im Vordergrund.
Bewusste Entrümpelung: PowerShell 2.0 und WMIC fallen weg
Wenn 25H2 etwas „entfernt“, dann Absicherung: Veraltete, seit Jahren deprecierte Komponenten wie PowerShell 2.0 und die WMIC-Kommandozeile verschwinden aus den Images. Für die große Mehrheit der Nutzer hat das keine Auswirkungen; Admins und Skript-Autoren sollten ohnehin längst auf moderne PowerShell-Versionen umgestiegen sein. Der Schritt reduziert Angriffsflächen und technische Schulden, ohne Funktionalität von WMI oder PowerShell insgesamt zu beschneiden.
Mehr Kontrolle für Unternehmen: „Default-Apps“ gezielt entfernen
Gerade für Enterprise- und Education-Umgebungen bringt 25H2 ein praktisches Verwaltungsplus: IT-Abteilungen können über Gruppenrichtlinie bzw. MDM-CSP eine kuratierte Liste vorinstallierter Microsoft-Store-Apps auf Geräteebene entfernen und diese Entscheidung auch über Reset-Szenarien hinweg konsistent halten. Das entschlackt die Grundinstallation, vereinfacht Compliance und reduziert Störpotenzial im Betrieb.
Release-Preview ist der letzte Halt vor GA – mit bekannten Vorteilen für Rollout und Support
Mit dem Einzug in den Release-Preview-Kanal ist 25H2 für Private wie Unternehmen testbar. Consumer-Geräte können das Update als „Sucher“-Option in Windows Update anstoßen; kommerzielle Flotten erhalten es über Windows Update for Business und WSUS. Microsoft stellt klar: 25H2 setzt als Jahresversion den Support-Zähler zurück – 36 Monate für Enterprise/Education, 24 Monate für Pro/Home. Die ISOs sollten ursprünglich zeitnah folgen; Microsoft meldete allerdings eine Verzögerung. Für die Validierung von Images oder In-Place-Upgrades in kontrollierten Piloten genügt bis dahin das Enablement-Paket über Windows Update.
Performance: Erwartungsgemäß auf dem Niveau von 24H2
Weil 25H2 und 24H2 denselben Servicing-Zweig teilen, überrascht es nicht, dass frühe Benchmarks keine messbaren Performance-Vorteile sehen – im Mittel ändert sich nichts. Der Fokus der Version liegt nicht auf Geschwindigkeitssprüngen, sondern auf einem reibungslosen, risikoarmen Versionswechsel und einer sauber gehärteten Basis.
Warum das gut ist: Stabilität als Produktstrategie
Microsoft bewirbt 24H2 als bislang „zuverlässigste“ Windows-Version und unterlegt das mit Telemetrie (u. a. weniger unerwartete Neustarts). 25H2 erbt diese Stabilitätsstrategie und die Modernisierung unter der Haube, ohne neue Brüche zu verursachen. Für Unternehmen bedeutet das gezieltere Testaufwände (Schwerpunkt: aktivierte Teilfunktionen statt kompletter OS-Wechsel). Für Privatanwender heißt es: ein kurzes, kalkulierbares Update mit hoher Erfolgsquote.
So bekommen Sie 25H2 heute – und so entscheiden Sie, ob Sie warten sollten
Option 1: Release-Preview jetzt testen. Wer die Freigabe vorab prüfen möchte, wechselt unter Einstellungen → Windows Update → Windows-Insider-Programm in den Release-Preview-Kanal und stößt die Installation manuell an („Nach Updates suchen“, dann „Windows 11, Version 25H2“). Der Wechsel von 24H2 erfolgt per Enablement-Paket mit einem Neustart. Nach der Installation können Sie den Insider-Bezug wieder beenden und bleiben auf dem stabilen Servicing-Pfad. Für produktive Geräte empfiehlt sich ein Backup und idealerweise ein Test auf Zweit-Hardware.
Option 2: Auf die allgemeine Verfügbarkeit warten. Weil 25H2 keine exklusiven Funktionen freischaltet, besteht für 24H2-Nutzer kein Zeitdruck. Die Version erscheint als optionales Update und wird erst zum Ende des 24H2-Supports obligatorisch. Wer maximale Ruhe möchte, wartet einfach die breite Freigabe ab und profitiert derweil von den ohnehin monatlich eintrudelnden Verbesserungen der Continuous-Innovation-Welle.
Kontext: Windows 10 läuft Mitte Oktober 2025 aus – 25H2 ist ein stabiler Zielzustand
Viele Organisationen und Privatanwender befinden sich im Endspurt der Migration: Am 14. Oktober 2025 endet der Support für Windows 10 (ausgenommen spezielle LTSC/ESU-Szenarien). Für Geräte, die die Windows-11-Anforderungen erfüllen, ist 24H2→25H2 der planbare, risikoarme Pfad. Wer noch vor 24H2 steht, sollte den Schritt jetzt priorisieren, um das spätere Enablement-Update auf 25H2 mitnehmen zu können.
Für wen lohnt sich der Umstieg sofort?
IT-Abteilungen, die auf ein einheitliches, lang laufendes Fundament setzen möchten, gewinnen mit 25H2 einen frischen Lifecycle-Start (bis zu 36 Monate) und neue Verwaltungsoptionen (App-Entfernung per Policy). ISVs und Gerätehersteller profitieren von einem minimalinvasiven Sprung, der Treiber- und App-Kompatibilität wahrt. Power-User, die ohnehin am Release-Preview teilnehmen, erhalten die konsolidierte Plattform mit einem Neustart. Wer dagegen auf 24H2 produktiv und störungsfrei arbeitet, kann den Termin der GA gelassen abwarten.
Praxis-Checkliste für einen stressfreien Wechsel von 24H2 auf 25H2
1) System und Firmware auf aktuellen Stand (BIOS/UEFI, Treiber, kumulative Updates). 2) Wichtige Daten sichern; bei Unternehmensgeräten Update-Ringe und Pilotgruppen definieren. 3) Skripte prüfen: Wo noch „-Version 2
“ oder WMIC aufgerufen wird, auf PowerShell 5.1/7 bzw. moderne WMI-Zugriffe umstellen. 4) Falls erwünscht, App-Baseline mit der neuen Richtlinie festlegen (Fotos, Feedback-Hub, Games/ Xbox-Komponenten etc.) und in Intune/GPO abbilden. 5) Nach der Aktivierung mit dem eKB (winver prüfen) Smoke-Tests für Kern-Workloads (VPN, Office, Druck, Audio/Video) durchführen.
Was ist mit Dev-/Canary-Features?
Parallel entwickeln Microsofts Insider-Kanäle neue Funktionen auf höheren Build-Nummern (z. B. Dev = 26220.x). Diese sind nicht identisch mit 25H2 GA und dienen der Evaluierung. Für produktive Umgebungen gilt weiterhin: Release-Preview oder Stable-Channel nutzen, Dev/Canary isoliert testen.
Fazit
Windows 11 25H2 mag auf dem Papier unspektakulär wirken – in der Praxis ist genau das sein größter Trumpf. Ein kleiner Schalter statt eines großen Sprungs, stabile Basis statt Feature-Feuerwerk, gezielte Entrümpelung statt zusätzlicher Angriffsfläche. Für Unternehmen wie Privatanwender ist 25H2 damit weniger „die nächste große Version“ als vielmehr das verlässliche Etappenziel, auf dem sich die kontinuierlichen Windows-Verbesserungen des nächsten Jahres sicher entfalten können.
Quellen & weiterführende Links
- Releasing Windows 11, version 25H2 to the Release Preview Channel (Windows Insider Blog)
- Get ready for Windows 11, version 25H2 (Windows IT Pro Blog)
- Delivering continuous innovation in Windows 11 (Microsoft Support)
- Windows 11 25H2: Microsoft confirms no new features (Windows Central)
- Early Windows 11 25H2 benchmarks confirm no performance improvements over 24H2 (Tom’s Hardware)
- Policy-Based Removal of Pre-installed Microsoft Store Apps (Microsoft Support)
- PowerShell 2.0 removal from Windows (Microsoft Support)
- Deprecated features in the Windows client (Microsoft Learn)
- Announcing Windows 11 Insider Preview Build 26220 (Dev Channel)
- Windows 11, version 24H2 – Release health (Microsoft Learn)
- Windows 10 support ends on October 14, 2025 (Microsoft Support)