
Beim Vorhaben zur Modernisierung der Funkkommunikation der Bundeswehr offenbart sich nach aktuellen Berichten ein ernster Rückschlag: Der geplante Digitalfunk gilt demnach nicht als gefechtstauglich. Interne Dokumente zeigen laut Medien eine Vielzahl technischer und organisatorischer Mängel, die die Einsatzbereitschaft der Landstreitkräfte erheblich einschränken könnten.
Was steckt hinter dem Projekt?
Das Vorhaben mit dem Arbeitsnamen D-LBO („Digitalisierung Landbasierter Operationen“) zielt darauf ab, die Landstreitkräfte mit einem modernen, verschlüsselbaren Funk- und Datennetz auszustatten. Fahrzeuge, Führungsstände und Individualsoldaten sollen miteinander kommunizieren – sowohl über Daten als auch über Sprache. Dieses groß angelegte Rüstungs- und Digitalisierungsprojekt wird mit Milliardenbeträgen aus dem Sondervermögen finanziert und über Jahre hinweg umgesetzt.
Mängelberichte und Einsatzfähigkeit – warum „nicht gefechtstauglich“?
Medienberichten zufolge sind mehrere gravierende Probleme dokumentiert: Beim ersten Systemtest im Mai auf dem Truppenübungsplatz Münster wurde das neue Funkgerätensystem abgebrochen, weil es „nicht truppentauglich“ war. Die Software zur Bedienung war schwerfällig; Soldaten konnten demnach Funkkreise nur mit großer Mühe aufbauen. Weiterhin heißt es, im aktuell geplanten Gesamtbetrieb werde lediglich eine Mischlösung aus digitalisierten und analogen Geräten angestrebt – was die Einsatzfähigkeit zwar teilweise erhalten, aber dennoch einschränken würde.
Darüber hinaus wurde dokumentiert, dass das Aufspielen der Kryptoschlüssel zu kompliziert sei, das Frequenzmanagement bis zu 40 Tage Vorlauf brauche statt eines Tages, und dass das Gerät im Feldbetrieb durch Bedienfehler stark gefährdet sei. Solche Schwächen sind im militärischen Alltag gravierend, da sie Kommunikationsausfälle in kritischen Situationen verursachen können.
Folgen für die Einsatzbereitschaft der Landstreitkräfte
Aus internen Unterlagen geht hervor, dass insbesondere die Panzerbrigade 37 – gemeldet als schnelle Eingreiftruppe („Forward Land Force“) der NATO – von der Einschränkung betroffen sein könnte. Weil das Gesamtsystem auch nach einem weiteren Test im November nur „für Ausbildung und Übung“ freigegeben werden soll, nicht aber für reale Gefechtseinsätze, spricht man von einer temporären Reduktion der Einsatzfähigkeit. Das bedeutet konkret: Die Truppe kann trainieren, aber im Ernstfall nicht auf die neue Technik zurückgreifen.
Offizielle Haltung des Verteidigungsministeriums
Das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) erklärte im September, dass das Projekt im Zeitplan liege. Man gehe davon aus, dass eine Division bis Ende 2027 mit der neuen Technik ausgestattet wird. Gleichzeitig zeigen interne Dokumente jedoch, dass Entscheidungen zur Serienintegration erst im vierten Quartal 2025 getroffen werden sollen – mit einer möglichen Verschiebung in das Jahr 2026. Dieses Spannungsfeld zwischen offizieller Darstellung und interner Bewertung wirft Fragen nach Transparenz und realistischem Planungshorizont auf.
Was bedeutet das für das Gefechtsfeld und die Strategie?
Im Gefecht hängt vieles davon ab, dass Kommunikation schnell, sicher und zuverlässig funktioniert – unter Feuer, unter Stress und mit wechselnden Geräten. Ein Funkgerät, dessen Software umständlich ist oder dessen Bedienung unter realen Bedingungen länger dauert als geplant, ist schlicht ein Risiko. Dass im Testbetrieb zwei Stunden benötigt wurden, bis Bediener die Geräte nutzen konnten, spricht Bände.
Wenn der Digitalfunk also aktuell „nicht gefechtstauglich“ ist, heißt das nicht nur: „Wir haben noch nicht das Ziel erreicht“. Es bedeutet konkret: Im Ernstfall könnten die Landstreitkräfte weniger robust kommunizieren – das birgt Risiken für die Einsatzführung, die Vernetzung mit Nato-Partnern sowie die Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeit Deutschlands.
Ausblick: Was steht an und wo sind die Knackpunkte?
Der Plan ist, die Umrüstung bis 2030 abzuschließen. Doch bevor es soweit ist, müssen zentrale Probleme gelöst werden: die Nutzerfreundlichkeit der Software, die Integration in rund 200 Fahrzeugtypen, die kryptographische Sicherheit, das Frequenzmanagement und die schnelle Bedienbarkeit auch unter Stressbedingungen. Gelingt das nicht, droht das Projekt D-LBO zum Symbol für ineffiziente Beschaffung und Technikmodernisierung mit Verspätung und Kostensteigerung zu werden – ein Risiko nicht nur für die Bundeswehr, sondern für die Sicherheitspolitik insgesamt.
Quellen
Letzte Aktualisierung am 7.11.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API. Alle hier angezeigten Preise und Verfügbarkeiten gelten zum angegebenen Zeitpunkt der Einbindung und können sich jederzeit ändern. Der Preis und die Verfügbarkeit, die zum Kaufzeitpunkt auf Amazon.de angezeigt werden, sind maßgeblich. Als Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.














