
Das Fach Informatik als Pflichtfach gewinnt in Deutschlands Schulen rasch an Bedeutung. Laut dem aktuellen Informatik-Monitor 2025/26 der Gesellschaft für Informatik (GI) sowie des Stifterverbands und der Heinz-Nixdorf-Stiftung haben mittlerweile zehn Bundesländer das Fach in der Sekundarstufe I verpflichtend eingeführt. Damit steht Deutschland vor einem wichtigen Schritt zur Stärkung der IT-Grundbildung – eine Entwicklung, die angesichts des Fachkräftemangels in der IT-Branche dringend ist.
Pflichtfach Informatik in der Schule: Stand und Entwicklungen
Mit dem Schuljahr 2025/26 haben bereits zehn der 16 Bundesländer Informatik als Pflichtfach an allen weiterführenden Schulen verankert – darunter zuletzt auch Hamburg. Einige Länder wie Bremen und Rheinland-Pfalz planen die Einführung für 2026 bzw. 2028. Allerdings bestehen nach wie vor große Unterschiede: In Berlin, Brandenburg und Hessen fehlt derzeit eine konsequente Einführung.
Ein Blick auf Belegungsquoten zeigt die Diskrepanz: In Sachsen etwa belegen über 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler in der gymnasialen Oberstufe Informatik-Grund- oder Leistungskurse – der Bundesdurchschnitt liegt bei rund 16 Prozent. Diese Unterschiede zeigen, dass die Einführung des Pflichtfachs nur ein erster Schritt ist, um bundesweit digitale Chancengleichheit zu schaffen.
Warum Informatik – und welche Zukunftschancen sich dahinter verbergen?
Die Einführung von Informatik als Pflichtfach folgt nicht nur bildungspolitischen Trends, sondern knüpft direkt an wirtschaftliche Herausforderungen an. Laut dem Branchenverband Bitkom drohen bis 2040 in Deutschland über 650 000 IT-Fachkräfte zu fehlen – eine massive Lücke für Wohlstand, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit.
Mit informatischer Grundbildung – also dem Verständnis von Algorithmen, Datenstrukturen und digitalen Systemen – sollen Schülerinnen und Schüler nicht nur IT-Berufe leichter erschließen, sondern als mündige Bürger auch digitale Technologien kompetent einordnen können. Fachleute betonen, dass nur so die Zukunftsfähigkeit Deutschlands gesichert werden kann. Die Fähigkeit, Software zu verstehen, Daten zu analysieren und KI-Systeme kritisch zu bewerten, gilt längst als zentrale Kulturtechnik des 21. Jahrhunderts.
Herausforderungen bei Umsetzung und Ausstattung
Auch wenn die Reform Fahrt aufnimmt, bleiben erhebliche Hürden: Ausstattung, Lehrkräfte und Stundenumfang sind je nach Bundesland sehr unterschiedlich. So bemängeln laut Studien viele Schülerinnen und Schüler mangelhafte WLAN- und technische Infrastruktur. Tablets, Smartboards oder moderne Schulnetzwerke sind vielerorts noch Mangelware.
Zudem ist nicht nur die Einführung des Faches entscheidend, sondern dessen Qualität: Es geht um ausreichende Wochenstunden, qualifizierte Lehrkräfte und sinnvolle Inhalte – etwa Programmieren, Datensicherheit und digitale Ethik. In einigen Ländern reicht das Pflichtfach in Umfang und Tiefe bislang nicht aus, um praxisnahe Kompetenzen zu vermitteln. Lehrkräfte fordern daher mehr Fortbildungen und einheitliche Standards.
Ausblick: Was bedeutet das für IT in Deutschland?
Die stärkere Verankerung von Informatik als Pflichtfach bringt eine grundlegende Verschiebung in der deutschen Bildungslandschaft mit sich. Langfristig kann das bedeuten, dass mehr junge Menschen mit IT-Kompetenzen aufwachsen, was wiederum den Pool für IT-Studiengänge und technische Ausbildungen erweitern könnte.
Dies wiederum könnte einen positiven Effekt auf Unternehmen und Start-ups haben – mehr IT-Talente könnten helfen, Innovationen voranzutreiben und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Allerdings wird dieser Effekt nur dann eintreten, wenn die Reform nicht nur formal umgesetzt wird, sondern mit inhaltlicher Tiefe und praktischer Relevanz. In der Praxis heißt das: Integration von realen Projekten, Beteiligung von Industriepartnern und frühe Förderung von Mädchen und unterrepräsentierten Gruppen.
Ein Risiko bleibt: Wenn die Umsetzung weiterhin regional sehr heterogen bleibt, droht eine Zwei-Klassen-Situation – Schülerinnen und Schüler in reformfreudigen Bundesländern profitieren, andere bleiben zurück. Der Weg ist gemacht, aber die Aufgabe größer denn je. Deutschlands digitale Bildungswende hat begonnen – ob sie gelingt, entscheidet sich in den kommenden Jahren im Klassenzimmer.
Quellen
- Informatik in immer mehr Bundesländern Schul-Pflichtfach — Die Welt (21. Oktober 2025)
- Nur noch wenige Bundesländer ohne Pflichtfach Informatik — Stifterverband (21. Oktober 2025)
- Schüler wollen digitaler lernen – und können es oft nicht — Bitkom (10. August 2023)
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