
Am 28. Juli 2025 hat Linus Torvalds den neuen Linux Kernel 6.16 offiziell als stabile Version veröffentlicht. Er beschreibt den Release als „ruhigen und planmäßigen Zyklus“, ohne größere Zwischenfälle. Laut Phoronix umfasst der Quellcode mittlerweile rund 38,4 Millionen Zeilen in über 78.000 Dateien.
Fokus: Stabilität statt Spektakel
Torvalds betont, dass es sich fast ausschließlich um kleinere Treiber-Patches und technische Feinheiten handelt – ein bewusster Schritt in Richtung Reife und Robustheit.
Highlights und technische Neuerungen
Filesystem-Optimierungen
- XFS: Unterstützt jetzt große atomare Schreibvorgänge. Mehrere Blöcke werden entweder vollständig geschrieben oder gar nicht, um sogenannte Torn-Writes zu vermeiden.
- Ext4: Verbesserter Fast-Commit-Pfad, Unterstützung für Multi-Block-Atomic-Writes bei Bigalloc sowie Large-Folio-Support, der bis zu 37 % mehr I/O-Leistung liefert.
Energieeffizienz und Multimedia
Ein neues Feature für USB-Audio-Offload erlaubt es, Audiodaten über USB weiterzugeben, während andere Systemkomponenten in den Schlafmodus wechseln. Dies ist besonders für mobile Geräte und Embedded-Systeme nützlich.
Sicherheitsfeatures
- Intel TDX (Trusted Domain Extensions): Einführung der Basis-Unterstützung für verschlüsselte virtuelle Maschinen, vergleichbar mit AMD SEV-SNP.
- Coredump-Übertragung: Neue Möglichkeit, Coredumps sicherer über AF_UNIX-Sockets zu übermitteln, ohne benutzerseitige Hilfsprogramme.
CPU-Leistung und Architekturunterstützung
- Intel APX: Erweiterung auf 32 General-Purpose-Register, was moderne Prozessoren wie Lunar Lake und Granite Rapids effizienter macht.
- CONFIG_X86_NATIVE_CPU: Neue Option für Kernel-Builder, um optimierten Code mit
-march=native
zu erzeugen.
Netzwerk und Speicher
- Zero-Copy TCP: Unterstützung für das direkte Versenden von TCP-Daten aus DMABUF-Bereichen – ideal für Hochleistungsnetzwerke und GPU-Workloads.
- NUMA-aware Speicherverwaltung: Der Kernel passt jetzt automatisch die Gewichtung zwischen Speicherzonen nach Bandbreite an – auch beim Hotplug oder Bootvorgang.
Weitere Neuerungen
- FUTEX2-Verbesserungen mit NUMA- und Speicherpolitik-Awareness für bessere Skalierbarkeit.
- Optimiertes Lockup-Reporting und neue Scheduling-Optionen (Sched_EXT).
- Neue GPL-Symbol-Kontrollen für Kernel-Module.
Hardware- und Treiber-Support
- NVIDIA Hopper/Blackwell GPUs: Erste Unterstützung im Nouveau-Treiber.
- Intel Xe und eDP-Optimierungen: Verbesserungen im Display- und Energiemanagement.
- Neue Treiber für AMD ACP, Intel AVS, Magic Mouse 2 über USB-C, Tegra ABC u.v.m.
GNU Linux-Libre 6.16
Die GNU Linux-Libre Variante wurde ebenfalls veröffentlicht und entfernt proprietäre Treiber sowie Firmware-Blobs. Sie richtet sich an Nutzer, die vollständig freie Software bevorzugen.
Community-Reaktionen und Ausblick
Die Community reagiert verhalten positiv. Die Entwicklung für Linux 6.17 beginnt direkt mit dem Merge-Window. Torvalds plant Reisen, sodass kleinere Verzögerungen im nächsten Zyklus möglich sind.
Fazit
Linux Kernel 6.16 ist keine Revolution, aber ein äußerst stabiler und technisch bedeutsamer Schritt nach vorn. Die Verbesserungen reichen von Speicher- und Dateisystemoptimierungen über moderne CPU-Features bis hin zu mehr Sicherheit und Energieeffizienz. Ein Release, das vor allem Admins, Entwickler und professionelle Nutzer ansprechen dürfte.
Quellen
- Phoronix: Linux 6.16 Released
- Linuxiac: What’s New in Linux 6.16
- 9to5Linux: Kernel 6.16 News
- KernelNewbies: Linux 6.16 Changelog Übersicht
- It’s FOSS News: Linux 6.16 Overview
- Cyberpress: Kernel 6.16 Release Notes
- GNU Linux-Libre Release