
Mastercard bestreitet direkte Einflussnahme – Valve legt weiter nach
In den vergangenen Tagen entzündete sich eine hitzige Debatte um die Entfernung zahlreicher erwachsener Spielinhalte von der Steam-Plattform. Mastercard wies Vorwürfe zurück, Valve zur Löschung anstößiger Titel aufgefordert zu haben. Valve konterte mit einem eigenen Statement und nannte konkrete Regelungen, auf die sich Zahlungsdienstleister bezogen haben sollen.
Hintergrund: Druck auf Spieleplattformen
Auslöser der Kontroverse war ein offener Brief der australischen Aktivistengruppe „Collective Shout“, der Zahlungsdienstleister wie Visa und Mastercard aufforderte, keine Zahlungen mehr für Spiele mit themes wie Vergewaltigung, Inzest oder sexualisierter Gewalt abzuwickeln. Innerhalb weniger Tage entfernten sowohl Valve auf Steam als auch itch.io hunderte Titel aus ihrem Angebot, um Zahlungsblockaden zu vermeiden.
Mastercard dementiert direkten Einfluss
In einer Stellungnahme betonte Mastercard, man habe niemals direkt Druck auf Valve ausgeübt und verlange keine Zensur legaler Inhalte. Stattdessen stelle man lediglich den Rahmen für Zahlungsabwicklungen und erlaube alle gesetzlich zulässigen Transaktionen. Mastercard verwies darauf, dass man nicht selbst Zahlungen durchführe, sondern über ein Netzwerk von Acquirern und Zahlungsprozessoren arbeite.
Valve benennt Mastercard-Regel als Auslöser
Valve hingegen erklärte, dass der Einwand von Zahlungsdienstleistern über intermediäre Banken erfolgte. Diese hätten sich auf „Rule 5.12.7“ der Mastercard bezogen, die Transaktionen untersagt, die das Markenbild gefährden oder anstößige Inhalte befördern. Valve habe wiederholt auf seine seit 2018 gültige Richtlinie verwiesen, nach der alle gesetzlich zulässigen Spiele vertrieben werden dürfen. Die Weigerung der Prozessoren, dieses Vorgehen zu unterstützen, führte jedoch zur Delistung der Titel.
Reaktionen weiterer Plattformen
Auch itch.io berichtete über die Entfernung von mehr als 20.000 NSFW-Spielen im Juli 2025, nachdem Stripe, einer der Zahlungsverarbeiter, Zahlungen für 18+-Inhalte gestoppt hatte. Die Plattform stellte jedoch in Aussicht, kostenlose Titel wieder sichtbar zu machen und alternative Zahlungsmethoden zu prüfen.
Protestaktionen von GOG
Vor dem Hintergrund der Debatte startete GOG eine Protestkampagne unter dem Motto „Freedom to Buy“. Die DRM-freie Plattform bot 13 erwachsene Spiele wie Postal 2 und House Party kostenfrei an, um gegen vermeintliche Zensur durch Zahlungsdienstleister zu demonstrieren. Die Aktion läuft bis zum 03. August 2025 und zielt darauf ab, die Bedeutung der Verbraucherfreiheit und künstlerischen Vielfalt zu unterstreichen.
Brisanz für Entwickler und Community
Entwicklerinnen und Entwickler, viele aus marginalisierten Gruppen, beklagen erhebliche Einbußen. Einige berichten von massiven Umsatzverlusten oder ganz entgangenen Launchkampagnen. Durch die mangelnde Transparenz bei der Begründung der Delistings schwindet das Vertrauen in die Plattformbetreiber und Zahlungsanbieter gleichermaßen.
Rechtliche und ethische Dimensionen
Juristisch betrachtet stand kaum eines der entfernten Spiele im Widerspruch zu bestehenden Gesetzen. Dennoch zeigt der Fall, wie finanzielle Infrastrukturanbieter de facto Einfluss auf Inhalte im digitalen Handel ausüben können – weit über ihre ursprüngliche Rolle als reine Zahlungsabwickler hinaus. Kritiker warnen, dass dies einen gefährlichen Präzedenzfall für künftige Regulierungen setzen könnte.
Ausblick
Ob Mastercard und andere Zahlungsdienstleister ihre Richtlinien klarstellen oder Valve und andere Plattformen eigene Strategien zum Schutz von Entwicklerrechten entwickeln, bleibt abzuwarten. Fest steht: Die Debatte um die Macht der Finanzbranche im digitalen Entertainment ist in vollem Gange und dürfte weitere Diskussionen über freie Meinungsäußerung und Handelsfreiheit anstoßen.
Quellen
- PC Gamer: Mastercard deflects blame for NSFW games being taken down, but Valve says payment processors ‘specifically cited’ a Mastercard rule about damaging the brand – https://www.pcgamer.com/games/mastercard-deflects-blame-for-nsfw-games-being-taken-down-but-valve-says-payment-processors-specifically-cited-a-mastercard-rule-about-damaging-the-brand/
- Kotaku: Mastercard Denies Pressuring Steam To Censor ‘NSFW’ Games – https://kotaku.com/mastercard-denies-pressuring-steam-to-censor-nsfw-games-2000614393
- PC Gamer: Valve confirms credit card companies pressured it to delist certain adult games from Steam – https://www.pcgamer.com/software/platforms/valve-confirms-credit-card-companies-pressured-it-to-delist-certain-adult-games-from-steam/
- The Guardian: Mastercard and Visa face backlash after hundreds of adult games removed from online stores – https://www.theguardian.com/world/2025/jul/29/mastercard-visa-backlash-adult-games-removed-online-stores-steam-itchio-ntwnfb
- Wired: Itch.io Is Restoring NSFW Games—as Long as They’re Free – https://www.wired.com/story/itchio-restoring-free-nsfw-games
- Meristation (AS.com): GOG regala juegos porno y ultraviolentos como protesta ante las presiones de Visa y MasterCard – https://as.com/meristation/noticias/gog-regala-juegos-porno-y-ultraviolentos-como-protesta-ante-las-presiones-de-visa-y-mastercard-hazte-con-ellos-antes-de-que-sea-tarde-n/